Selbstliebe oder ich bin gut so wie ich bin

Der heutige Beitrag steht voll und ganz unter der Überschrift „Selbstliebe“, weil ich es unglaublich wichtig finde, unseren Kindern dieses Gefühl vorzuleben. Was wiederum ja nur wirklich authentisch und nachhaltig geht, wenn wir tatsächlich mit uns im Reinen sind. Und da liegt – wie das alte Sprichwort sagt- der Hase im Pfeffer. Ich glaube, wir alle sind uns eigentlich einig, dass es für das eigene physische und psychische Wohlbefinden sehr wichtig ist, sich selber zu mögen. Gleichzeitig bin ich aber auch ganz sicher, dass jeder von uns sofort ohne zu überlegen etwas nennen kann, das er an sich selbst nicht mag. Umgekehrt fällt es aber vielen schwer, etwas zu finden, das sie an sich richtig gerne mögen. Warum ist das so?

© Melanie Hänel

Ich denke, dieses ständige Konzentrieren auf das Negative und die damit verbundene nicht enden wollende Fehlersuche wird hautsächlich durch unsere Gesellschaft hervorgerufen. Diese definiert, was körperlich als „schön“ oder charakterlich als „gut“ gilt und was nicht. Und diese Prägung beginnt schon in frühen Jahren. Sei es in der Kita, bei den U-Untersuchungen beim Kinderarzt, im Sportverein oder spätestens in der Schule- ständig wird das Kind bezüglich seiner körperlichen, geistigen und emotionalen Entwicklung mit anderen verglichen. Jeder wird in eine Schublade oder auf eine Kurve gepackt und wer da nicht reinpasst, fällt auf, muss beobachtet oder therapiert werden. Während alles, was gut klappt und der „Norm“ entspricht, abgehakt wird ohne weiter beachtet zu werden. Alle halten ständig sorgenvoll Ausschau nach eventuell vorhandenen Problemen. Das ist zumindest mein Eindruck. Ich möchte auch an dieser Stelle nicht werten, sondern teile nur meine Beobachtungen mit dir. Es geht mir schließlich darum, herauszufinden, wie wir alle zu dem Schluss kommen, dass wir nicht genau so gut sind, wie wir sind.

Denn ein Kind denkt so nicht über sich. Ein Kind macht sich gar keine (wertenden) Gedanken über sich oder seinen Körper. Ein Kind schaut nicht kritisch in den Spiegel. Wenn es überhaupt mal reinschaut, dann nur um selbigen zu beschmieren oder sich selbst lachend die Zunge rauszustrecken. Kurz: Ein Kind schafft das, was wir Großen uns mühsam zurückerobern müssen: Es findet sich völlig in Ordnung, so wie es ist. Und es geht auch bei anderen nicht auf Fehlersuche. Natürlich mag ein Kind nicht alle anderen und das muss es ja auch gar nicht. Dennoch ist es völlig frei von Vorurteilen und geht offen auf jeden zu. Jeder bekommt eine Chance geschenkt. Mindestens. Und wieder einmal frage ich mich, wer hier eigentlich für wen das Vorbild ist…

Was kann ich nun also tun, damit meine Kinder die Liebe zu sich selbst im Laufe der Zeit durch die äußeren Einflüsse nicht verlieren? Zum Einen versuche ich ihnen immer zu vermitteln, dass sie gut sind, wie sie sind. Ich sage es ihnen und ich lasse es sie spüren. Außerdem erkläre ich ihnen, dass es nichts bringt, sich mit anderen zu vergleichen. Weil jeder einzigartig ist. Weil jeder besonders ist. Weil jeder genau so ist, wie er sein soll. Weil das eine nicht „besser“ oder „schlechter“ ist als das andere ist. Einzig und allein unser Denken macht es dazu, indem wir anfangen zu bewerten und aus dem Leben einen ewigen Wettkampf machen. Ganz nach dem Motto: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der oder die Schönste im ganzen Land? Und ich sage dir: wir sind es alle! Jede(r) auf seine ganz eigene Art und Weise!

© Franka Gross

Ich war früher selbst auch kritisch mit mir und besonders mit meinem Körper. Wenn ich damals gewusst hätte, wie sehr letzterer sich durch die beiden Schwangerschaften und die anschließende Stillzeit verändert, wäre ich weniger streng gewesen. Wenn ich ehrlich bin, entsprach er nämlich damals mehr den gängigen Schönheitsidealen als jetzt. Und soll ich dir was sagen? Ich habe etwas Zeit gebraucht, aber ich mag ihn jetzt sogar lieber. Das hat einerseits damit zu tun, dass ich mir inzwischen nicht mehr so viel daraus mache, was andere über mich denken. Es zählt einzig und alleine, was ICH über mich denke! Und ich mag mich! Andererseits bin ich einfach so unglaublich dankbar, dass mein Körper mir zwei gesunde Kinder geschenkt hat. Ich bewundere ihn dafür und staune auch Jahre später immer noch über diese unglaubliche Kraft, die in ihm (und mir) steckt. Nun weiß ich, wofür er eigentlich da ist und dass er viel mehr kann als nur möglichst „schön“ auszusehen.

Ich mag ihn wirklich so wie er jetzt ist. Trotz der Veränderungen oder vielleicht auch genau deswegen. Manches ist weniger straff und hängt mehr. Viele Stellen sind weicher als früher. Manches ist mehr geworden, manches weniger. Schwangerschaftsstreifen am Bauch erzählen von den beiden größten Abenteuern meines Lebens. Ich zeige sie meinen Kindern und erzähle ihnen, wie sie entstanden sind. Ich betrachte die Narben voller Dankbarkeit. Sie erinnern mich an eine wunderschöne, einzigartige und magische Zeit. Eine Zeit voller Liebe und tiefer Verbundenheit. Eine Zeit, die ich nie vergessen und für immer in meinem Herzen bewahren werde.

In diesem Sinne ein Appell an alle Mamas (und natürlich auch alle anderen!): Ihr seid unfassbar stark und wunderschön! Lasst euch von niemandem etwas anderes einreden und am allerwenigsten von euch selbst.

Erkenntnis des Tages: Ich liebe mich.

Ich wünsche mir, dass du heute (nachdem du die Schmierereien der Kinder entfernt hast) mit einem breiten Lächeln in den Spiegel schaust und dabei dasselbe fühlst wie ich!

Deine Franka