Zweifel oder was mache ich hier eigentlich?
Also heute weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Irgendwie läuft gefühlt im Moment alles schief. Die Kinder streiten sich nur. Und das am liebsten lauthals. Handgreiflichkeiten inklusive. Ständig ist hier jemand oder am besten gleich alle krank. Jedenfalls braucht irgendwer immer ganz viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. Der Große schwimmt zudem auf irgendeiner vorpubertären Testesteron-Welle (lern erst einmal richtig schwimmen, du kleiner Möchtegern!) und ist der Meinung, er müsse sich gar nichts mehr sagen lassen. Am allerwenigsten von seiner Mutter. Ich naives Ding dachte, so ein Verhalten käme erst mit 15 und nicht bereits mit 5. Ehrlich- auf so viele Diskussionen und Machtkämpfe war ich nicht eingestellt. Das zerrt ganz schön an den Nerven. Ich befürchte, mein Geduldsfaden ist inzwischen so dermaßen zerfetzt, dass man den sicher nicht mehr reparieren kann.
Ich weiß aus Erfahrung, dass es bei der Entwicklung der Kinder viele Phasen gibt. Das habe ich selber schon oft erlebt und anderen mehr oder weniger verzweifelten Mamas so Mut zugesprochen: Es ist alles nur eine Phase und es geht bestimmt vorbei. Leider hilft mir das selber im Moment nur bedingt. Weil wir eine echt anstrengende Phase haben, kein Ende in Sicht ist und ich mal wieder gedanklich an dem Punkt bin, meine Koffer packen zu wollen und die ewige Drohung mit der einsamen Insel endlich in die Tat umzusetzen. Ich will raus aus dieser Phase. Egal, was kommt, es kann nur besser werden! (Das habe ich schon öfter gedacht und mich dabei leider echt getäuscht, aber dieses Mal bin ich gaaaanz sicher.)
Was tue ich hier eigentlich den lieben langen Tag? Das frage ich mich im Moment echt oft. Selten habe ich so viele Zweifel gehabt. Mich selbst so sehr in Frage gestellt. Ich gebe mir echt Mühe, meine Kinder liebevoll aufwachsen zu lassen und einigermaßen rudeltaugliche Wesen aus ihnen zu machen. Nimmt sich ja keiner vor, kleine Monster großzuziehen. Werde aber im Moment das Gefühl nicht los, dass es genau darauf hinausläuft. Ich rede mir den Mund fusselig und ich gebe mir die größte Mühe, ihnen ein gutes Vorbild zu sein. Momentan bringt das in etwa so viel als würde ich meinem Kater erklären, er solle bitte aufhören, so viel zu haaren. Der schaut mich auch aus blauen Augen groß an und macht dann weiter wie bisher. So als wäre ich gar nicht da. Da sind alle hier echt konsequent und gut drin. Soll sie doch einfach noch einmal saugen, ist nicht mein Problem. Soll Mama doch mein Zeug wegräumen. Ich schmeiß es einfach in den Flur. Mir doch egal. „Mir doch egal!“- ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich diesen Satz in letzter Zeit gehört habe. MIR ABER NICHT, möchte jede Zelle meines Körpers zurück brüllen. Mir ist es eben nicht egal, wenn man seine Sachen überall liegen lässt. Mir ist es nicht egal, wenn niemand sein Geschirr wegräumt. Mir ist es nicht egal, wenn alle mit dreckigen Schuhen durch die frisch gesaugte Bude rennen.
Nein, im Ernst. Ich hätte früher niemals gedacht, dass Kindererziehung so fordernd ist. Nichts hat mich bisher so sehr an und über meine Grenzen gebracht. Wegen nichts habe ich so sehr gezweifelt. Mache ich denn einfach alles falsch? Wie konnte es so weit kommen? Warum? Also im Moment weiß ich echt nicht weiter. Mein Optimismus hat mich verlassen. Der hat ernst gemacht und ist zusammen mit meiner Geduld und meiner guten Laune auf die einsame Insel gefahren. Und ich befürchte, es war ein one-way ticket…
So, jetzt habe ich mir den ganzen Frust mal von der Seele geschrieben. Mir hat es gut getan, wenn du jetzt ebenfalls reif für die Insel bist, kann ich das gut verstehen. Sorry dafür! Nun sitze ich hier und versuche das Ganze noch irgendwie ins Positive zu drehen, aber es will mir nicht gelingen. Und weißt du was? Das ist okay. Manchmal ist es eben genau so. Manchmal fühlt es sich eben nicht gut an. Manchmal lebt man eigentlich genau das Leben, das man sich gewünscht hat, und ist trotzdem nicht nonstop glücklich. Manchmal ist einem alles zu viel. Und dann darf es auch mal so sein. Weil es letzten Endes die „schlechten“ Zeiten sind, die uns die „guten“ wieder erkennen und wertschätzen lassen. Weil es die Herausforderungen sind, die uns wachsen lassen und weiter bringen. Weil wir uns durch die Konfrontation mit anderen erst richtig kennenlernen. Weil gemeinsam überstandene Krisen uns zusammenschweißen. Weil unsere Zweifel uns helfen, unser Handeln zu hinterfragen. Sie zeigen, dass wir bereit sind, dazu zu lernen und uns weiter zu entwickeln.
Erkenntnis des Tages: Ich darf zweifeln und weiter wachsen.
Ich wünsche dir die Kraft, durchzuhalten, wenn es mal wieder anstrengend wird und den Glauben an das Licht am Ende des Tunnels! Es ist immer da, auch wenn man es mal eine Zeitlang aus den Augen verliert.
Deine Franka