Selbstbestimmung oder wenn Mama loslässt
Diesen Beitrag möchte ich einer Fragestellung widmen, die mich immer wieder beschäftigt, und deren Antwort auch je nach Situation für mich anders ausfällt:
Was darf mein Kind selbst entscheiden und wann muss es sich nach den Vorgaben der Eltern richten?
Ich kann diese Frage wie gesagt nicht pauschal beantworten. Ich denke, es hängt einfach viel vom eigenen Charakter, dem des Kindes und der jeweiligen Situation ab. Ich muss zugeben, dass ich persönlich gerne die Kontrolle habe und es mir eher schwer fällt, loszulassen und die Kinder selber entscheiden zu lassen. Zumal ich des Öfteren mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden bin. Das sind die Momente, die mich besonders triggern. Denn ich bin ihre Mama und natürlich möchte ich nur ihr Bestes und bin der Meinung, ich weiß auch genau, was das in dem Moment ist. Das mag ganz am Anfang auch noch so sein. Als frisch gebackene Mama war es meine Aufgabe, die Bedürfnisse meines Babys zu erkennen und auf diese einzugehen. Die meisten Entscheidungen habe ich damals für mein Baby getroffen, weil es das noch nicht selber konnte. Ich habe entschieden, was es anzieht, wann wir zusammen rausgehen und wohin, was es zu essen bekommt (und vor alle was nicht), wann ich es schlafen lege, wann es gebadet wird, womit es spielt usw.
Mit zunehmendem Alter passiert dann Folgendes: Das Kind entdeckt, dass es eine eigenständige Person mit einem eigenen Willen ist. An sich eine tolle und schöne Entdeckung. Zumindest solange Mama und Kind einer Meinung sind. Schwierig wird es, wenn sich dann schnell die ersten Differenzen einstellen. Und spätestens dann steht man als Mama wieder vor der Frage aller Fragen: Wann setze ich mich gegen den Willen meines Kindes durch und wann gebe ich ihm nach?
Genau diese Frage ist für mich ein ständiger Balanceakt. Einerseits möchte ich meine Kinder möglichst selbstbestimmt aufwachsen lassen. Ich möchte, dass sie lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und auf ihr eigenes Gefühl zu hören, ganz egal, was andere sagen. Was ich dabei nicht ganz bedacht habe, ist, dass ich ja als Mama auch zu „den anderen“ gehöre. Ich habe meinen Kindern beigebracht, dass jeder Mensch für sich selber entscheiden darf und was der eine mag, gefällt dem anderen vielleicht nicht. Und dass das so völlig in Ordnung ist. Meine Mäuse haben das auch sehr gut verinnerlicht, was mich einerseits echt freut. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass sie für sich inzwischen immer öfter andere Entscheidungen treffen als ich. Und dann bekomme ich oft den Satz zu hören: „Mama, du entscheidest nicht für mich, ich darf das selber!“
Da muss ich dann hin und wieder schlucken. Mein Ego rebelliert. Es plustert sich auf und möchte sich wehren, da es natürlich der Meinung ist, dass nur ich weiß, was die einzig wahre und richtige Entscheidung ist. Es versucht mir einzureden, dass ein kleines Kind noch keine vernünftige Entscheidung treffen kann und dass ich den Ton angeben sollte. Mache ich auch echt gerne, kann ich gut und gibt mir das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Aber nur weil mir das gut tut, heißt es nicht, dass es für meine Kinder auch gut ist. Genau das habe ich ihnen ja auch immer und immer wieder erklärt. Jetzt ist es also an der Zeit, den eigenen Worten auch Taten folgen zu lassen.
Im Endeffekt bin ich meinen Kindern sehr dankbar und auch unglaublich froh, dass sie sich inzwischen wehren, wenn ich wieder einmal über ihren Kopf hinweg entscheiden möchte. Ich bin auch sehr stolz, dass sie für sich einstehen. Und sie helfen mir auch sehr, da ich jedes Mal üben darf mehr und mehr loszulassen. Mehr und mehr anzuerkennen, dass sie wirklich eigenständige Menschen sind. Mehr und mehr die Verantwortung für ihr Leben an sie abzugeben, soweit das möglich ist.
Als Mama möchte ich weiterhin nur das Beste für sie. Aber ich möchte ihnen zeigen, dass ich es ihnen zutraue, selbst zu wissen, was das ist. Sie dürfen sich ausprobieren. Sie können immer frei wählen. Sie dürfen Fehler machen. Und daraus lernen und daran wachsen. Ich bin weiterhin für sie da und begleite sie auf ihrem ganz eigenen Weg genauso viel, wie sie es sich wünschen und brauchen, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
Erkenntnis des Tages: Loslassen heißt vertrauen.
Ich wünsche dir viel Mut, Vertrauen und Freude dabei, nach und nach immer mehr Loszulassen! Deine Kinder werden es dir danken!
Deine Franka