Jetzt oder was wir von unseren Kindern lernen können

Ganz ehrlich: die Liste der Dinge, die wir Großen von den Kleinen lernen können ist endlos. Wer glaubt, dass ausschließlich die Erwachsenen den Kindern die Welt erklären, hat sich wahrscheinlich noch nie ausgiebig mit einem Kind beschäftigt. Wenn man sich Zeit nimmt, zuschaut, zuhört und mitfühlt, erkennt man schnell, dass das voneinander Lernen keine Einbahnstraße ist- im Gegenteil!

Meine Kinder sind meine größten Lehrmeister. Seit sie auf der Welt sind, gehe ich viel bewusster durchs Leben. Kinder erfreuen sich an Kleinigkeiten, die wir Erwachsenen in unserem gehetzten und gestressten Alltag überhaupt nicht (mehr) wahrnehmen. So entdeckt meine kleine Maus, die schon immer sehr naturverbunden war, auf unseren Spaziergängen durchs Dorf und die Felder immer etwas, das ihre Aufmerksamkeit erregt. Meistens ist das ein Blatt, eine Eichel, ein Stein oder ein Insekt. Sie bleibt dann sofort staunend stehen, betrachtet es fasziniert und wenn es ihren Sammeltrieb weckt, schleppt sie es mit nach Hause. Vor unserer Haustür liegen diverse bunte Herbstblätter, die unbedingt mit nach Hause mussten. Jedes einzelne ist mit einem Stein beschwert, der auch unbedingt mit genommen werden musste, damit das Blatt nicht wegfliegt. Einerseits entsprechen diese wild aufeinander gestapelten und vertrockneten Blatt- Stein- Kunstwerke nicht ganz meinem ästhetischen Anspruch an eine stil- und geschmackvolle Outdoor- Dekoration. Andererseits finde ich es wunderschön, wie sehr die Kleine sich für alles, was mit Natur zu tun hat, begeistern kann. Schade, dass wir Großen unserer Umwelt nicht mehr zu viel Aufmerksamkeit, Respekt und Liebe schenken wie es Kinder ganz natürlich tun…

Die größte Stärke eines Kindes ist meiner Meinung aber seine unglaubliche Fähigkeit, immer im Hier und Jetzt zu sein. Kinder lachen, streiten, weinen, verzeihen und spielen in der Gegenwart. Sie haben kein Zeitgefühl und wissen nicht, was gestern oder übermorgen bedeutet bis wir es ihnen beibringen. Für sie geschieht alles jetzt. Ohne Zeitgefühl kennen sie auch kein Festhalten und Leben in der Vergangenheit oder angstvolle Zukunftsgedanken.

Beobachte dich und deine Gedanken einmal selber: Wann bist du gedanklich wirklich bei dem, was du gerade machst und wann schweifst du ab? Mir geht es oft so, dass ich zwar das eine mache, aber in Gedanken ganz woanders bin. Entweder denke ich über Vergangenes nach, das ich sowieso nicht mehr ändern kann oder ich denke über das nach, was kommen könnte- ob es dann wirklich so eintritt erfahre ich natürlich erst dann, wenn es geschieht, sprich in der Gegenwart. Und auch erst dann kann ich auf die Geschehnisse reagieren und treffe instinktiv die für mich in diesem Moment passende Entscheidung. Daher macht es keinen Sinn, sich schon im Vorfeld den Kopf zu zerbrechen. Ich weiß das alles, dennoch fällt es mir schwer, mich auf die Gegenwart zu fokussieren. Meine Kinder machen sich da das Leben viel einfacher. Sie grübeln nicht nach, sondern hören auf ihr Gefühl. Sie schwelgen nicht in der Vergangenheit, sondern genießen den Moment. Sie planen nicht in die Zukunft, sondern machen einfach. Ich bewundere sie für ihre kindliche Unbeschwertheit und ihre Freude an allem, was sie tun und hoffe sehr, dass sie sich beides möglichst lange (am liebsten für immer) bewahren.

Natürlich habe ich als Mama eine ganz andere Verantwortung als die Kleinen und ganz ohne Planen bekomme ich unseren Alltag auch nicht gemanagt. Dennoch versuche ich, mir eine Scheibe von meinen Kindern abzuschneiden, sprich bewusst zu entschleunigen. Dazu gehört für mich, meine rasenden Gedanken immer wieder gezielt ins Hier und Jetzt zu holen, um den Moment überhaupt genießen zu können. Dann gebe ich noch eine große Portion Freude an allem, was ich gerade tue, hinzu sowie einen riesigen Schuss Dankbarkeit- fertig ist mein Glücksmoment.

Erkenntnis des Tages: Das wirkliche Leben passiert jetzt.

Ich wünsche dir heute so viele Glücksmomente wie möglich und dass du sie in vollen Zügen genießen kannst!

Deine Franka