Erwartungen oder wie ich mir mein Leben selber schwer machte
Heute möchte ich mit dir meine Gedanken zu einem sehr wichtigen Thema teilen: Erwartungen. Davon gibt es zwei Arten:
- Erwartungen, die ich an mich als Mama habe und
- jene, die ich an meine Kinder habe.
Und von beiden hatte ich anfangs reichlich. So habe ich mir in meiner ersten Schwangerschaft z.B. ausgemalt, wie ich mein friedlich schlafendes Baby gut gelaunt im Kinderwagen durch die Stadt schiebe. Ich stellte mir vor, wie ich mit ihm den ganzen Tag kuscheln und nur tolle Sachen erleben würde. Ich sah mich natürlich auch nur als die perfekte Supermama – immer geduldig, immer liebevoll, immer im Glücksrausch auf Wolke 7. Meine Erwartungen waren allesamt rosarot, harmonisch, wunderschön und sowas von verdammt unrealistisch und unfair, mir selbst und meinem Baby gegenüber.
Denn (Achtung Spoiler!): Die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Und das ist dann auch schon das große Problem, das mit allen Erwartungen einhergeht. Werden diese nämlich nicht erfüllt, sind wir enttäuscht, wütend, frustriert oder traurig. Kurz: Wir fühlen uns auf die eine oder andere Art mies. Und genau so fühlte ich mich am Anfang als frisch gebackene Mama auch. Ich war mit der neuen Situation überfordert und hatte ständig Angst, etwas falsch zu machen. Mein Sohn war ein schlechter Schläfer, schwierig zu stillen und quälte sich die ersten Monate mit Koliken. Er hat viel geschrien und sich auch von mir nicht beruhigen lassen. Ich hatte das Gefühl, als Mama versagt zu haben. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass sein Geschrei und das Gezappel beim Stillen nichts mit mir persönlich und meinen Qualitäten als Mama zu tun hatten. Mein Kleiner hatte schlicht und einfach keine andere Möglichkeit, mir sein Unbehagen mitzuteilen.
Heute weiß ich, dass ich damals mein Bestes gegeben habe und dass das auch genau so bei meinem Kind angekommen ist. Ich war immer für ihn da, auch oder gerade in den (für mich) schwierigen Momenten. Wir haben alles zusammen durchgestanden. Der Dank dafür ist unsere sehr enge Bindung, basierend auf Vertrauen und Liebe.
Aber auch, als meine Kinder größer wurden, konnte ich mich nicht völlig von meinen Erwartungen freimachen. Ich erwartete, dass sie möglichst früh selbständig werden und nach ihren Möglichkeiten mithelfen. Ich wollte, dass sie alleine einschlafen, sich selber an- und ausziehen, eeendlich trocken werden, nur nett zu anderen Kindern sind und immer machen, was ich sage (haha, der war gut). Und das ist nur ein kleiner Teil der Liste. ☺
Besonders mein Sohn erkannte glücklicherweise mein „Potential“, mich in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln. Indem er konsequent keine meiner Erwartungen erfüllte, lehrte er mich Geduld, Gelassenheit und dass man nichts erzwingen kann. Und das war und ist auch gut so! Denn kein Kind ist auf der Welt, um die Erwartungen seiner Eltern zu erfüllen. Keins. Jedes ist eine eigene, wunderschöne Persönlichkeit mit ganz individuellen Stärken und Schwächen. Jedes Kind ist gut, so wie es ist, und jedes lernt in seinem eigenen Tempo.
Meine Kleine hat es mir dann etwas leichter gemacht, weil sie meine Erwartungen, die ich auch beim zweiten Kind noch nicht wirklich loslassen konnte, eher erfüllte. Das war dann zur Abwechslung mal ganz angenehm und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich darüber nicht gefreut hätte. Dennoch, mehr dazugelernt habe ich durch meinen Sohn und dafür bin ich ihm für immer von Herzen dankbar.
Nach über fünf Jahren in meinem Job als Mama kann ich aus vollem Herzen sagen: Erwartungen, egal an wen, sind für die Tonne. Ich würde sie gleich mit den vollen Windeln entsorgen. ☺
Erkenntnis des Tages: Ich erwarte nichts.
Ich wünsche dir einen entspannten Tag voller Gelassenheit!
Deine Franka