Die Kunst des Annehmens oder wie die Realität mich Demut lehrte
In meinem letzten Beitrag habe ich über Erwartungen geschrieben und vor allem darüber, wie hinderlich diese sein können. Keine Erwartungen zu haben, ist aber gar nicht so einfach. Selbst wenn man sich vornimmt, keine zu haben, schleichen sie sich doch immer wieder in unsere Gedanken. Was kann ich also tun, um aus dem Schlamassel herauszukommen? Die Lösung heißt: annehmen, was ist. Und im besten Fall sogar mögen, was und wie es ist. Ha, Bombenidee!
Aber ich persönlich konnte es z.B. nicht gut annehmen, als die kleine Dramaqueen einmal die gesamte Treppe mit ihrem blauen Buntstift verschönert hat. Sie war super sorgfältig und hat wirklich jede Stufe angemalt. Und weißt du was? Ich mochte es tatsächlich auch nicht. Ich mochte die Treppe so, wie sie vor der Malaktion war. An dieser Stelle ein wirklich guter Rat: Kauf immer abwaschbare Stifte!
Aber zurück zum Thema. Die Sache mit der Treppe war nicht toll, aber sie konnte relativ schnell behoben werden und wenn ich ehrlich bin, hatte die Treppe es auch echt mal wieder nötig, gewischt zu werden. Vielleicht wollte mich meine Kleine ja nur darauf aufmerksam machen. ☺
Viel schwieriger ist es natürlich, Dinge anzunehmen, die einen wirklich so richtig triggern. Mich hat es tatsächlich fast in den Wahnsinn getrieben, dass das mit dem Einschlafen abends bei uns immer so lange dauert. Du kennst das vielleicht: So lieb man seine Kinder hat, man macht trotzdem drei Kreuze, wenn sie schlafen. Das bedeutet nämlich eeeendlich Feierabend, etwas Ruhe, Zeit für sich, durchatmen, auftanken, abschalten. Alles Dinge, zu denen man sonst einfach nicht kommt. Daher sind mir die zwei bis drei Stunden ohne Kinder am Abend heilig. Kann ja wohl nicht zu viel verlangt sein, denke ich. Meine Realität sieht aber oft anders aus. Man kann Kinder schließlich nicht zum Schlafen zwingen und leider haben sie auch keinen Aus-Knopf oder wenigstens sowas wie Standby. Als ich ein Mal meine Kleine fragte, wo denn bei ihr der Ausschalter sei, hat sie mich nur angelacht und gesagt: „Den hast du vergessen einzubauen, Mama!“ Wo sie recht hat, hat sie recht.
An den allermeisten dieser anstrengenden Abende, habe ich gegen die Realität angekämpft. Ich habe richtig schlechte Laune bekommen und wurde ungeduldig mit den Kindern. Weil ich mich einfach ungerecht behandelt fühlte. Ich sah mich als Opfer der Situation und versank in Selbstmitleid. Eine, wie ich immer noch finde, verständliche und menschliche Reaktion.
Das Problem an der Sache ist nur, dass es mir damit gar nicht gut ging und ich mich vor allem hinterher richtig mies gefühlt habe. So eine Mama wollte ich nicht sein. Ich möchte geduldig sein und meine Kinder liebevoll ins Bett bringen. Also habe ich geübt, nicht mehr gegen die Realität, die ich ohnehin nicht ändern kann, zu kämpfen. Es ist, wie es ist und es dauert so lange, wie es eben dauert. Aber ich entscheide, was ich daraus mache und wie ich damit umgehe. Ich habe also doch Macht über die Situation, da ich alleine mein Verhalten steuere! Ich bin kein Opfer!
Zum Glück habe ich sehr geduldige Kinder, die mir wirklich viel Zeit zum Umdenken und Üben lassen, indem sie weiterhin abends schlecht einschlafen. Jackpot! Das sind ja die optimalen Trainingsbedingungen für mich. Seit ich die ganze Situation als Möglichkeit sehe, dazuzulernen, geht es mir damit wesentlich besser. Und ich bin auch stolz, dass ich inzwischen meistens ruhig bleibe. Natürlich gibt es auch immer noch hin und wieder Abende, an denen es mir nicht gelingt. Aber hey, ich bin auch nur ein Mensch und ich gehe dann auch zu meinen Mäusen hin und erkläre ihnen, warum es gerade so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Und, was auch ganz wichtig ist: Ich verzeihe mir selber. Die nächste Chance, es besser zu machen, kommt in ein paar Stunden. ☺
Fazit: Kämpfe nicht gegen die Realität. Besonders, wenn es gerade in deinen Augen richtig „schlecht“ läuft. Jede Erfahrung ist für irgendetwas gut und wahrscheinlich genau das, was du gerade gebraucht hast, um weiterzukommen. Und dazu gehört auch oft, durch schmerzliche oder herausfordernde Zeiten zu gehen. Man merkt nämlich genau in diesen Momenten, welche Stärke in einem steckt und was man alles schaffen kann, sodass das Selbstvertrauen unheimlich wächst. So war und ist es zumindest bei mir und dafür bin ich sehr dankbar.
Erkenntnis des Tages: Ich nehme es an, so wie es ist.
Ich wünsche dir einen entspannten Tag!
Deine Franka