Auszeit oder wenn die einsame Insel ruft
Ich bin ganz sicher, dass jede Mama hin und wieder an den Punkt kommt, an dem sie sich mit jeder Faser ihres Körpers eine Auszeit wünscht. Ich liebe meine Kinder mehr als alles andere auf der Welt und gebe für sie wirklich jeden Tag mein Allerbestes. Dennoch ist es mir manchmal einfach zu viel. Zu laut, zu unruhig, zu chaotisch, zu fordernd, zu nervig, zu einengend.
Gerade wenn wieder alles auf einmal kommt – die Kinder sind krank, die Nächte kurz und die Tage dafür sehr lang- wird der Wunsch nach einer einsamen Insel nur für mich immer stärker. Ich sehe dann vor meinem inneren Auge weiße Sandstrände, türkisblaues Meerwasser, einen wolkenlosen Himmel und eine Hängematte zwischen zwei Palmen, in die definitiv nur einer reinpasst: Ich! Und ansonsten ist da einfach niemand. Es ist meine Insel. Nur für mich. Es gibt da kein nerviges Vogelgezwitscher (ehrlich, wenn die Akkus leer sind, finde ich selbst das störend), nur die Wellen, die sanft am Strand auslaufen und ein laues Lüftchen, das die Palmblätter über mir leise rascheln lässt. Und mehr ist da nicht. Vielleicht noch ein gutes Buch. Aber ansonsten gibt es dort auf meiner Insel nur mich, Ruhe und Frieden. Ruhe und Frieden… Ruhe und Frieden….
„Mamaaaaaaa, wo bist du?“, laut kreischend und weinend kommt die Dramaqueen die Treppe runter gepoltert, um mir sofort zu berichten, was ihr großer Bruder jetzt schon wieder Gemeines mit ihr angestellt hat. Gleich dahinter folgt der Übeltäter himself, um klarzustellen, dass die Kleine zuvor etwas viiiieeel Schlimmeres gemacht hat und seine Reaktion mehr als angemessen war. Laut seinen Aussagen hat sie noch Glück, dass er sie nur aus seinem Zimmer geschubst hat, denn die Zerstörung seiner Ritterburg ist natürlich unverzeihlich und er wird sie jetzt sowieso nie wieder in sein Zimmer lassen. Ich schaue die kleine Dramaqueen fragend an. Daraufhin heult sie nur noch lauter. Ein Geständnis kommt dabei allerdings nicht über ihre Lippen. Ich höre mir die Streiterei der beiden an und trauere meiner Insel nach…
So ist es an den anstrengenden Tagen oft. Ständig möchte jemand etwas von mir und ich habe überhaupt keine Zeit für mich. Keine Zeit, zu verschnaufen, neue Kraft zu tanken, etwas nur für mich zu tun und einfach mal jemand anderes zu sein als „nur Mama“. Denn obwohl meine Mutterrolle die schönste und wichtigste Aufgabe in meinem Leben gibt, so bin ich dennoch mehr als das. Viel mehr. Und diese anderen Anteile von mir möchten auch gelebt und nicht ständig unterdrückt und hinten angestellt werden. Und weißt du was? Das ist auch völlig in Ordnung so. Niemand kann immer nur für andere da sein und funktionieren. Ich denke, dass es extrem wichtig ist, einen Ausgleich nur für sich selbst haben. Ich persönliche fahre jede Woche zu meinem Pflegepferd und genieße die Zeit im Reitstall sehr. Schon die Autofahrt dorthin ist ein Vergnügen. Ich kann hören, was ich möchte, so laut, wie ich möchte und wenn ich mitsinge, kommen von den hinteren Plätzen keine Beschwerden. Und dabei fahre ich eigentlich gar nicht gerne Auto! Tja, alles eine Frage der Relation bzw. der Alternativen. Oder ich treffe mich mit Freunden und unterhalte mich einfach mal mit Menschen, in deren Vokabular die Worte „Paw Patrol“, „Peppa Wutz“ und „Feuerwehrmann Sam“ nicht vorkommen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut das tut! Einfach mal essen gehen ohne dem Nebenmann das Essen auf dem Teller kleinschneiden zu müssen, während das eigene langsam kalt wird. Kann ich dir von Herzen nur empfehlen!
So, liebe Mamas und jetzt seid ihr dran. Lasst es euch heute richtig gut gehen. Macht etwas nur für euch, gönnt euch eine Auszeit oder am besten: ab auf die einsame Insel. Denn das haben wir uns mehr als verdient und wahrscheinlich auch alle mal nötig.
Erkenntnis des Tages: Ich bin mehr als „nur“ eine Mama.
Ich wünsche dir einen erholsamen Tag, mit Zeit nur für dich und ganz viel Ruhe und Frieden!
Deine Franka